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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 14

1836 - Eisleben : Reichardt
14 Erstes Kapitel. bindung steht; südlich das südliche Eismeer; westlich die Ostküste von Australien, der Indische Ozean und die Nordostküste Asiens und östlich die Westküste Ame- rikas, und zwischen der Südspitze Amerikas und dem südlichen Eismere der westliche oder Atlantische Ozean. Das große Weltmeer heißt darum so, weil es unter den 5 Hauptmeeren das größte ist, indem unter dem Aequator seine Ausdehnung von Asien bis Amerika ge- gen 2400 Meilen beträgt. Der südliche Theil desselben, vom südlichen Wendekreise bis zum südlichen Eismeere, wird die Süd see genannt, so wie man auch den Theil desselben zwischen den beiden Wendekreisen insbesondere das stille Meer nennt, weil hier nur selten Stürme herr- schen, und das Meer meistens ein ruhiges Wasser hat. Kei- ner von diesen 5 Ozeanen enthält so viele Inseln, als das große Weltmeer, vornehmlich zwischen den beiden Wende- kreisen, wo sie größtentheiiö gruppenweise beisammen liegen. Meerbusen. Meerengen. Inseln. Halbinseln. Eisberge. §. 25. In vielen Gegenden dringt das Meer tief in das Land ein, und macht Einschnitte, welche Meer- busen, oder Baien, auch Buchten genannt werden, je nachdem sie größer oder kleiner sind. Verengungen des Meeres zwischen zwei Ländern heißen Meerengen, Straßen, Meereskanäle. Der Grund des Mee, res ist keine bloße Ebene, sondern wechselt mit Vertie- fungen und Erhöhungen, mit Thälern, Bergen und Bergketten. Ragen einzelne Berge oder ganze Bergket- ten über das Wasser empor, so bilden sie In sein, oder Klippen, wenn sie bloße Felsen sind. Halbinseln nennt man aus dem Meere hervorragende Gebirge, die aber auf der einen Seite mit einem Festlande zusam- menhängen. In den Meeresgegenden, in der Nähe der Pole, giebt es Massen von Eis, die oft ungeheuer groß sind und Eisberge oder Eisinseln und Eisfel- der genannt werden. Beschaffenheit des Meeres. Strömungen. Ebbe und Fluth. §. 26. Dir Tiefe des Meeres ist sehr verschieden

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 15

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 15 und wahrscheinlich am größten in dem großen Welt- meere. Das Wasser desselben ist nicht trinkbar, da es einen ekelhaften salzigen und bittern Geschmack hat. Gewöhnlich sieht das Meer bläulich-grün aus, doch geht diese ihm eigenthümliche Farbe oft auch in andere Farben über. Eine der merkwürdigsten und schönsten Erscheinungen des Meeres ist das Leuchten desselben zur Nachtzeit, besonders in den wärmeren Gegenden, wo die ganze Oberfläche, so weit das Auge sieht, in vollem Feuer zu stehen scheint. Das Meer ist selten ganz ru- hig, sondern befindet sich gewöhnlich in einer mehr oder we- niger bemerklichen Bewegung, welche von den Winden verursacht wird und der Wellenschlag heißt. Ze mehr der Wind an Stärke zunimmt, desto größer wer, den die Wellen. Außerdem hat das Meer Strombe, wegungen oder Strömungen, indem es im Allge, meinen von O. gegen W. strömet, und dabei noch be« sondere Strömungen hat, auf welche die Gestalt und Beschaffenheit des Meeresgrundes und der Küsten groß- ßen Einfluß haben. Eine merkwürdige Bewegung des Meeres ist auch das täglich zweimal zu bestimmten Zeiten geschehende Steigen und Fallen des Meeres. Sechs Stunden steigt das Wasser und sechs Stunden fällt es wieder. Zenes nennt man die Fluth, dieses die Ebbe. In einigen engen, durch Inseln und Klip- pen eingeschlossenen Meeresgegenden bemerkt man kreis- förmige, wirbelnde Bewegungen des Wassers, die Stru, del, Wirbel heißen. Seen. Sümpfe. Moore. §. 27. Außer der ungeheuren Wassermasse des Meeres, welches fast f von der Oberfläche der Erde be, deckt, nimmt auch die Wassermenge in Seen, Quellen, Bächen, Flüssen und Strömen einen beträchtlichen Theil des Landes ein. Landseen nennt man bedeutende Wassersammlungen, die von allen Seiten mit Land um- geben sind, und deren Wasser keinen merklichen Lauf, oder wenigstens eine viel langsamere Bewegung als das Wasser in Flüssen hat. Viele nehmen auch Flüsse auf und lassen sie wieder von sich ausfließen. Seen in der Nähe des Meeres, die durch eine enge Oeffnung un- mittelbare Verbindung mit demselben haben, heißen

3. Bd. 3 - S. 278

1838 - Eisleben : Reichardt
278 Amerika. Gebirge verlassen hat, und eins westliche Richtung nimmt, strömt er in denselben Ebenen, wie der Maraño», aber in völlig entgegengesetzter Richtung, nimmt einen ruhigern Lauf an und erhalt eine Breite von 3—4000 F. Auf dieser Strecke fließt ein Arm oder Kanal, unter dem Namen Cassiguiare, aus dem Orinoco ab und geht in den Rio Negro *), einen der mächtigsten Nebenflüsse des Maranon, wodurch also diese beiden größten Ströme Südamerikas, (Maranon und Orinoco) mit einander in Verbindung stehen, eine Thatsache, die man eine Zeitlang in Zweifel zog, aber durch Humboldt vollkommen bestätigt worden ist. Bald darauf, unterhalb San Fernando de Ata- bapo, wendet sich der schon eine Strecke lang nordwestlich laufende Strom völlig gegen N. und betritt das Gebiet der Katarakten (Rau- dales). Zahlreiche Granitketten durchziehen hier an verschiedenen Stel- len das Bett des riesenhaften, nun schon 9000 bis 18,000 F. breiten Stroms, und besäen dasselbe mit Granitblöcken und Inseln, an denen die Gewässer sich mit Wuth brechen. Hin und wieder wird der Strom in seinem Laufe durch mächtige Felsenmassen so verengt, daß er beim Hindurchdringen zu sieden scheint. So zusammengepreßt sind seine Ge- wässer. Die beiden berühmtesten, von Humboldt so interessant geschil- derten Katarakten oder Wasserfälle sind die von Maypures und Atures. Das Schauspiel, welches hier dieser Strom darbietet, ist in jeder Hinsicht majestätisch zu nennen. Die ungeheure Wassermasse ist zwischen Felsen eingeengt. Mehrere tausend Klippen und kleine Fel- seninseln durchsetzen den Strom, der ein Schaumbecken vom Umfange einer halben Meile darbietet. Gewaltige Felsstücke, schwarz wie Eisen, ragen daraus hervor. Die einen sind je zwei und zwei gepaarte, Ba- salthügeln ähnlich, andere gleichen Thürmen, festen Schlössern, in Trümmer zerfallenen Gebäuden, deren dunkle Färbung gegen den Silberglanz des Wasserschaumes absticht. Jedes Felsstück, jede Insel ist mit kräftigen, Wäldchen bildenden Bäumen bewachsen. So weit das Auge reicht, schwebt hier ein dichter Rauch über dem Strome, und mitten aus dem weißlichen Nebel, schauen die Gipfel hoher Palm- bäume hervor, deren Stämme über 80 F. Höhe haben. Die feder- buschförmigen Blätter dieser Palmen haben einen glänzenden Firniß und stehen beinahe gerade empor. Zu jeder Stunde des Tages stellt sich die ungeheure Schaummasse in wechselnd verschiedener Gestattung dar. Bald werfen die aufgethürmten Inseln und die Palmbäume ihre langen Schatten, bald brechen die Strahlen der untergehenden Sonne sich in dem feuchten Nebel, der den breiten Wasserfall deckt. *) Er hat seinen Namen von der Dunkelheit seines Wassers, das von kaffeebrauner Farbe ist. Anfangs fließt der Rio Negro gegen N.o., als sollte er in den Orinoco fallen, wendet sich aber plötzlich gegen S., empfängt dann den Caffiquiare, und geht nach Brasilien über, wo er sich in den Maranon einmündet.

4. Bd. 3 - S. 361

1838 - Eisleben : Reichardt
- La Plata-Provinzen. 361 als einem Flusse; denn zwischen den Vorgebirgen Santa Maria im N. und San Antonio im S., wo gewöhnlich die Geographen die Mündung des Stroms annehmen, weil man bis dahin den Einfluß der Fluth nicht verspürt und keine der Eigenthümlichkeiten des Meeres bemerkt, betragt die Breite über 20 M. Die Lootsen geben dem Strome seine Mündung zwischen den Spitzen von Santa Lucia und de los Piadros, weil von hier an das Wasser des Stromes aufhört trinkbar zu seyn und die Gefahren der Schifffahrt beginnen. Hier beträgt die Breite noch immer 10 Stunden. Allein mit der ansehn- lichen Breite, welche dem la Plata ein so prächtiges Ansehn giebt, stimmt die Tiefe nicht überein, welche gering ist und den Schiffen, die ohne Lootsen in die Mündung einzufahren versuchen, viele Verle- genheiten verursacht. Es giebt nur zwei fahrbare Kanäle, wo Schiffe, die über 8 F. im Wasser gehen, einlaufen können; der eine an der Nordküste, der andere längs der südlichen. Schon oben ist erzählt worden, daß der Spanier Juan Díaz de So lis 1615 diesen großen Strom entdeckte, welchen die Einge- bornen Parana-Guazu d. h. den großen Parana, um ihn von dem eigentlichen Parana zu unterscheiden, nannten. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß es kein Meerbusen sey, veränderte ec diesen Namen und nannte den Strom Rio de So lis. Der un- glückliche Seefahrer ward, als er nahe an dem Orte, wo spater Mal- donado gegründet wurde, ans Land stieg, von den wilden Chorruas ins Innere gelockt und sammt seinen Leuten aufs Schrecklichste nie- dergemetzelt. Glücklicher war Sebastian Cabot, welcher 1526 in den Plata einfuhr und der Stelle gegenüber ankerte, wo jetzt Buenos Ayres steht, und von da weiter nicht allein den Parana, sondern auch den in denselben sich ergießenden Paraguay befuhr und von den Ein- gebornen kleine Gold- und Silberplatten, welche sie an sich trugen, einhandelte. In der Meinung, daß das Land selbst reich an Silber sey, gab er dem Strome den Namen la Plata statt Rio de Solis, den der erste Entdecker ihm gegeben. Der Hauptfluß, der den la Plata bildet, ist der Parana, wel- cher in der Brasilischen Provinz Minas Geraes, unweit der Südgränze derselben, an der Serra (Gebirge) de Mantiqueira entspringt, Anfangs nordwestlich und dann südwestlich und zuletzt südöstlich fließt und eine lange Strecke den Namen Rio grande führt, ehe er Parana genannt wird, welches im Grunde auch nur Fluß bedeutet. Da wo er das Gebiet der vereinigten Provinzen des la Plata betritt, unweit der Stadt Corrientes, nimmt erden großen Fluß Paraguay auf, indem er jedoch weit reißender und heftiger als der Paraguay strömt und wohl 10mal so stark als dieser ist. Er schwillt jährlich zweimal ge- waltig an, im Dezember und Junius, überschwemmt die benachbarten Gegenden weit und ist aufwärts bis zum Einflüsse des Tiete, und bis zum Einflüsse des Paraguay für große Sclffffe fahrbar. Er hat

5. Bd. 3 - S. 427

1838 - Eisleben : Reichardt
V Südpolarländer. 427 Nordspitze er umschiffte. Er nannte dies Land Süd-Grönland, und seiner Lage nach zu schließen, müßte es die Ostküste von Grahams- Land seyn. — Dies sind in kurzen Umrissen die bisher bekannten Entdeckungen im Südpolarmeere. Unter den Mafsirsaugethieren und Seevögeln, den einzigen Thieren, die sich in diesen Südpolarlandern finden, bemerken wir, außer den Wausischen, Seelöwen, See-Elephanten rc. vorzüglich fol- gende zwei Arten von Robben, nämlich den See leoparden, eine neu entdeckte Robbenart, die Weddell an den Küsten der Melviue-Insel, einer der Süd-Orkneys, in Menge fand und welche diesen Namen von den schwarzen und weißen Flecken erhalten hat, mit denen der oben blaßgraue und unten gelbliche Pelz bedeckt ist, der Kopf diesis See- Leoparden ist klein und der Hals lang und schmal zulaufend. — Die andere Robbenart ist die Pelzrobbe, auch Falklandische Robbe genannt, die man Anfangs in Neu-Süd-Sherland in unge- heurer Menge fand, und von welchen Weddell folgende Nachrichten mittheilt. Sie haben ihren Namen von ihrem schönen, lockigen, brau- nen Pelze, der ein gesuchter Handelsartikel geworden ist und häufig zu Mützen verwendet wird. Doch kommt dieser Pelz erst dann zum Vorschein, wenn man ihn von den obern Haaren befreit hat. Bei keiner Robbenart ist die Größe des Männchens so sehr von der des Weibchens verschieden. Ein ausgewachsenes Männchen ist 6 F. 9 Zoll, das Weibchen nur 3 F. 6 Zoll lang. Dagegen giebt es aber auch viel weniger Männchen als Weibchen, und man findet um die Zeit der Paarung ein Männchen oft an der Spitze von 20 ihm un- terthanigen Weibchen. Sie leben in Heerden, die sich zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Abtheilungen an der Küste versammeln; die größten Männchen gehen in der Mitte des Novembers ans Land, wo sie die Weibchen erwarten; sie langen zu Anfang des Dezembers an und wie sie aus der See heraustreten, bemächtigen sich ihrer die Männchen, welche deshalb unter einander blutige Kampfe führen. Die Männchen begleiten und beschützen ihre Weibchen, so lange sie träch- tig find, mit der größten Sorgfalt. Die Zeit ihrer Trächtigkeit dauert 12 Monate. Sie werfen selten mehr als ein Junges, das sie mit großer Zärtlichkeit säugen und aufziehen. Um die Mittte des Februars sind die Jungen im Stande, ins Wasser zu gehen, und nachdem die Mutter lie schwimmen gelehrt hat, laßt sie dieselben an der Küste, wo lie bleiben, bis ihr Pelz völlig ausgewachsen ist. Gegen Ende des Februars begeben sich auch die sogenannten Hunds-Robben an das Land, das heißt die ein- und zweijährigen und solche Männchen, die aus Mangel an gehörigem Alter und Kraft sich noch nicht an die altern Weibchen wagen dürfen. Sie kommen ans Land, um ihre Pelze zu erneuern, welches bis zu Endendes Aprils geschehen ist, worauf sie sich wieder ins Wasser begeben, und von dieser Zeit an erscheinen nur äußerst selten noch Pelzrobben an der Küste, bis zu

6. Bd. 3 - S. 380

1838 - Eisleben : Reichardt
380 Amerika. die Menschen todten und die jungen Weiber und Mädchen mit sich fortführen, sehr gefürchtet sind, werden wir unten bei Patagonien reden. Buenos Ayres, die größte, bevölkertste und wohlhabendste Stadt der la Plata-Provinzen, ist die Hauptstadt dieses Staatenbun- des und zugleich eine der wichtigsten Handelsstädte Südamerikas, und liegt am rechten Ufer des hier 5 M. breiten la Plataflusses, auf einer etwa 30—40 F. über den Spiegel diefes Stroms erhabenen Erhö- hung, die sich am Südende am meisten erhebt. Sie gewahrt, von der Entfernung betrachtet, keinen üblen Anblick; und in der That, wenn man von Montevideo kommt, wird man angenehm von dem Anblicke von Buenos Ayres überrascht. Alles verkündigt eine Handels- und eine Hauptstadt. Die erhöhete Lage dieser Stadt in den Südameri- kanischen Ebenen am steilen Gestade des breiten Flusses, die vielen öffentlichen Gebäude, welche in einer Linie durch die Lange der gan- zen Stadt, die wenigstens f Stunden betragt, sich hinziehen, das Fort in der Mitte der nächst dem Flusse sich hinziehenden Stadtseite, wel- ches auf der einen Seite den Landungsplatz, auf der andern den groß- ßen Platz beherrfcht, nahe dabei ein Gebäude von Maurischer Bauart, das seltsam absticht gegen die vielen Kuppelrl und Thürme der Kirchen, eine zahllose Menge von Karren, welche am Ufer aufgestellt sind, die Menge der Wäscherinnen, welche den Strand bedecken und den grünen Wiesengrund mit Leinwand verzieren, die Masten von 1000 kleinen Fahrzeugen, welche auf der kleinen Rhede vor Anker liegen, endlich alle die auf dem Abhange und bis zum Fuße des Gestades zerstreuten Hauser — alles dies zusammen nebst der auf der Rhede herrschenden Bewegung ist wohl geeignet die Vorstellung eines wichti- gen Platzes, einer großen Stadt zu erwecken. Schon auf der großen Rhede, die noch 4 Stunden von der Stadt entfernt ist, entwickelt die Stadt ihre Linien von Gebäuden vor den Blicken des ankommenden Fremden. Man gewahrt 13 Kirchthürme und die Kuppeln der Kir- chen, die aus dem Wasser aufzutauchen scheinen. Je mehr man sich nabert, desto mehr wachsen die Gebäude und desto deutlicher erscheinen die platten Dächer der viereckigen Hauser, und die Stadt dehnt sich immer weiter rechts und links aus und bald zeigt sich die Festung oder das Fort. Auf der großen Rhede müssen die Sckiffe ihre Passe und Pa- piere vorweisen und ihren Gesundheitszustand untersuchen lassen, worauf sie dann Erlaubniß erhalten, in die kleine Rhede bei der Stadt ein- zulaufen. Da Buenos Ayres keinen Hafen für große Schiffe hat, so sind diese genöthigt, in einiger Entfernung von der Stadt zu bleiben. Wegen des seichten Wassers am Landungsplätze werden die Ankommenden in Karren mit ungeheuren Rädern ans Land gefahren. Früher war ein Molo da, aber ein außerordentliches Anschwellen des Stroms bei heftigem Winde hat ihn zerstört und seitdem ist keiner wieder erbaut worden.

7. Bd. 3 - S. 384

1838 - Eisleben : Reichardt
384 Amerika. welche auf den Trottoirs ausgestreckt liegen und schlafen, bis die Ge- schäfte wieder ihren Anfang nehmen. Um diese Zeit der Siesta ist die Stadt nichts weniger als anziehend. Lodesstiue herrscht ringsum und alles Leben ist verschwunden. In den schönsten Vierteln sieht man nichts als die geschlossenen Thüren der Tiendas *) mit ihren engen vergitterten Fensterladen. Häufig ragen die Gitter so weit hervor, daß aus den Trottoirs nicht zwei Personen neben einander ge- hen können. Die Häuser^ sehen mit ihren starken Eisengittern und wenigen Fenstern wie Gefängnisse aus. Jetzt aber erwacht die Stadt aus ihrer Siesta; die Taglöhner und Lastträger (Changadores) nehmen ihren Posten an den Stra- ßenecken ein, die Läden und Thüren der Tiendas öffnen sich wieder. Die einheimischen Karren setzen sich in Bewegung, die Handlungsdiener, Makler und Geschäftsleute bedecken die Straßen, doch weniger zu Fuß als vielmehr zu Pferd, der Weg füllt sich mit Wagen, die sich in allen Richtungen kreuzen, nur die Menge der Karren folgt einer Richtung, nämlich von dem Zollhause nach den Balandras **) und wieder zurück. Nach zweistündiger Thätigkeit und ernster Beschäfti- gung folgen angenehmere, mehr mit unsern Sitten übereinstimmende Szenen. So wie man anfängt, die Stadt zu erleuchten, läßt der Lärm nach. Die Karren ***) werden an ihren Ort gebracht, die Changadores, meist aus robusten Negern, Patagoniern und Mu- latten bestehend, haben sich in die entlegenen Viertel zu ihren Fami- lien zurückgezogen; die Gauchos in ihren Rancho (Hütte). Alles was dem Anblick eines eben angekommenen Europäers auffallen könnte, ist verschwunden, um der anständigen und civilisi'rten Bevölkerung Platz zu machen, die nur den Untergang der Sonne erwartet, um sich zu zeigen. Die Portenas (Damen), fast alle von großer Schönheit, ver- lassen ihre Häuser, besuchen die Putzläden, die Spaziergänger werden immer zahlreicher. Die Alameda mit ihrer Verlängerung dem Bajo ist im Sommer Abends und an den Festtagen Nachmittags, das ganze Jahr hindurch der Versammlungsort der schönen Welt. Die reine Lust und die Aussicht auf die mit Schissen bedeckte Rhede machen den Ort höchst angenehm. Der Landungsplatz ist angefüllt mit Schaluppen, und langen leichten Piroquen und einer Menge lan- *) Boutiquen oder vielmehr Magazine, gefüllt mit allen Arten von Er- zeugnissen der Industrie und der Kunst. **) Eine Art von Krahnen, mit deren Hülse das Aus- und Einladen der Schiffe geschieht. • ***) Die zweiräderigen Karren von Buenos Ayres gehören unter die Merk- würdigkeiten dieser Länder. Sie haben 7 bis 8 F. im Durchmesser haltende Räder mit beweglicher Axe und sind äußerst plump gebaut, -dabei von ungeheurer Größe aus Planken gezimmert und zugewölbt. Ihre Räder machen einen höllischen Lärm, und weit entfernt durch Schmieren abzuhelfen, gilt das furchtbare Geknarre für einen Ehren- punkt der Fuhrleute.

8. Bd. 3 - S. 395

1838 - Eisleben : Reichardt
Patagonien. 395 Zu gewisser Jahrszeit erscheinen auch truppweise an den Küsten Patagoniens See-Elephanten oder Rüsselrobben, eine Art Robben, die bei ihrer Ankunft eine Specklage von wenigstens 10 Zoll Dicke haben. Der oben angeführte Weddel verweilte 3 Monate lang an der Küste Patagoniens, um sich mit dem Fang dieser Thiere zu beschäftigen. Sie sind die größten aller Robben, und sind leicht, be- sonders am Lande, zu todten. Wegen ihrer großen Menge thranigen Specks werden sie sehr gesucht. Hat man deren eine Anzahl getödtet, so wird der Speck, mit dem sie bekleidet heruntergeschnitten, geschmol- zen zu Thran verwandelt und in Fässer gefüllt. Derselbe Brittische Seefahrer Weddel, der auf seiner Reife in das südliche Polarmeer 1823 die Inselgruppe Neu-Süd-Shetland be- suchte und daselbst an 2000 See-Elephanten fing, theilt folgende Nachrichten von der Naturgeschichte und Lebensweise dieser Thiere mit: Das Männchen hat an der Nase eine knorpelige Hervorragung von 5—6 Zoll Lange, welche einigermaßen dem Rüssel eines Elephanten gleicht und daher dem Thiere seine beiden Namen See-Elephant und Rüssel- robbe verschafft hat. Die größten See-Elephanten, welche er zu Ge- sicht bekam, waren Männchen von nicht weniger als 24 F. Lange und 14 F. Umfang; die Weibchen sind gewöhnlich um } kleiner. Jene rüffelahnliche Hervorragung ausgenommen gleichen die Sce-Ele- phanten im übrigen Körperbau fast ganz den gemeinen Robben; nur in Bezug auf die Lebensweise unterscheiden sie sich zum Theil von denselben. Die Männchen kommen gegen Ende Augusts oder Anfang Septembers ans Land und ihnen folgen diesen ganzen Monat bis in die erste Hälfte des Oktobers die Weibchen, welche hier Junge werfen und aufziehen. Anfangs sind einzelne Männchen so fett, daß 3—4 eine Tonne Thran geben; im Durchschnitt aber rechnet man von bei- den Geschlechtern 7 auf die Tonne. Da sie wahrend ihres Aufent- halts an der Küste keine Nahrung zu sich nehmen, so werden sie bis zur Mitte des Dezembers sehr mager und die ganze Familie begiebt sich nun, weil auch die Jungen nunmehr schon ins Waffer gehen können, wieder ins Meer. Um die Mitte des Januars kommt eine zweite Heerde ans Land, in der Absicht, die Zeit der Harung hier zu überstehen. Im März folgt auf diese eine Heerde junger, aber nun ausgewachsener Männchen, welche sich gleichfalls härt. Erst zu Ende des Aprils begeben sich alle zusammen wieder ins Wasser. Sehr auf- fallend ist die Unthätigkeit und außerordentliche Trägheit der See- Elephanten, so lange sie auf dem Lande leben, während sie im Wasser äußerst lebhaft und gewandt sind. Man weiß, daß sie die Boote am Landen verhindert haben, wenn die Leute keine Feuergewehre bei sich hatten,^ und ein mit einer Lanze gestochenes Thier greift das Boot mit der größten Wuth an. Liegt der See-Elephant am Ufer, so macht er, vom Tode bedroht, selten einen Versuch, ins Wasser zu springen, sondern er liegt still, erhebt den Kopf, blickt seinen Feind an und

9. Bd. 3 - S. 404

1838 - Eisleben : Reichardt
404 Amerika. Kopfbedeckung haben sie bloß ihr rauhes, dünnes, schwarzes Haar, das durch ein aus Sehnen geflochtenes Band über den Schlafen zu- sammengehalten wird. Hölzerne (in Ermangelung eiserner) Sporen, mehrere Kugeln (Bolas) an einem ledernen Riemen befestigt, mit de- nen sie nach Menschen und Thieren werfen, um sie zu fangen, eine lange Lanze und ein Messer vollenden ihre Ausrüstung. Die Weiber sind gekleidet und gestiefelt wie die Männer, tragen aber noch einen Schurz; das Haar flechten sie in 2 Zöpfe. Die Patagonier, welche King bei seiner Landung erblickte, waren bloß mit Thierfellen bekleidet, vorzüglich vom Guanaco und Zorillo. Sie betrachteten King mit erstaunten Blicken und blieben unbeweglich wie Bildsäulen zu Pferde sitzen, bis er sich der unter ihnen befindlichen, etwa 40 Jahr alten Frau näherte und ihr eine der für die Expedition geprägten Medaillen anbot. Sie nahm sie an und befestigte sie mit großer Freude an den Hals, dann zeigte sie mit dem Finger auf eins der jungen Mädchen und sagte auf Spanisch: gieb dem Mädchen auch eine. Der Kapitän erfüllte ihre Bitte, worauf das Mädchen vom Pferde stieg, welchem Beispiel die andern Patagonier folgten, mit Ausnahme des altern Mannes und der Frau. Bald darauf stieg die ganze Schaar wieder zu Pferde. Überhaupt wurden die Eng- länder wahrend des häufigen Verkehrs, der zwischen ihnen und den Patagoniern Statt fand, auf die freundschaftlichste Weise empfangen und behandelt. Sie besuchten ihre Lager, ritten ihre Pferde, ohne daß man ihnen irgend eine Unzufriedenheit oder das entfernteste Mißtrauen bezeigte. Bei einer andern Gelegenheit kamen 3 Patagonier (2 Männer und eine Frau) an Bord des Brittischen Schiffs, um die Nacht da- selbst zuzubringen. Die Frau war eine Kazikin und sprach leidlich Spanisch. Sie war sehr gesprächig und sagte unter andern: „Ich liebe das gebrannte Wasser sehr, wollt ihr mir keins mehr geben? Ich möchte mich gern betrinken, gebt mir doch noch mehr." Sie war schon halb berauscht und erreichte bald das Ziel ihrer Wünsche. Am andern Tage besuchte der Kapitän King mit einem zahlreichen Gefolge von seiner Mannschaft das ein Paar Stunden vom Ufer sich befin- dende Lager der Patagonier. Er sah hier ein Grabmahl von merk- würdiger Gestalt, das für ein vor einigen Tagen gestorbenes Mädchen errichtet worden war. Die Engländer wurden sodann eingeladen, einer sehr interessanten religiösen Feierlichkeit beizuwohnen, die am Ufer des Meeres Statt fand. Auf einer kleinen Anhöhe war eine Figur auf- gestellt, welche die Patagonier ihren Ehristo nannten. Sie stellte ei- nen Leichnam dar, ziemlich grob aus Holz gehauen, aber doch war das Gesicht nicht ohne Ausdruck und leidlich gearbeitet. Das letz- tere allein war sichtbar, und ehe es aufgedeckt wurde, was durch Abnehmen vieler Decken von Thierfellen geschah, wurden eine Menge vorbereitender Ceremonien vorgenommen. Die Kazikin hielt dann eine Rede, in der sie sich sehr weitläuftig über die Tugenden der durch diese

10. Bd. 3 - S. 415

1838 - Eisleben : Reichardt
Feu erland. 415 ohngefähr in der Mitte anfassen und mit dem rechten Auge zielen. Der hölzerne, 10 F. lange Schaft derfelben ist gerade und glatt gear- beitet; die Spitzen sind von harten Knochen, etwa 7 Zoll lang, scharf gespitzt und auf der einen Seite 4 F. von der Spitze mit einem Wider- haken versehen; eine andere Art ist längs der ganzen Seite mit scharfen Widerhaken besetzt. Auch haben die Feuerlander Schleudern, um Steine damit zu werfen, welche aus Robben- oder Fischotterfellen gemacht und von der gewöhnlichen Europäischen Form sind. Die Riemen daran sind nett aus kleinen Därmen geflochten und haben am Ende sehr geschickt gemachte Knoten. Außerdem sah Weddel! noch eine andere Art Waffe bei den Feuerlandern an den südlichen Küsten, bestehend in einem zugespitzten Kieselsteine, welcher in einem 9 Zoll langen Handgriffe befestigt war. Vermuthlich war es eine Art Dolch. Die Geschicklichkeit und Gewandtheit, womit die Feuer- länder ihre verschiedenen Waffen handhaben, so wie die an vielen unter ihnen sichtbaren Narben bewiesen deutlich, daß sie auch zuweilen Krieg unter sich führen, doch leben sie keinesweges in ewiger Fehde mit einander, wie einige Reisende behaupten, sondern nur zuweilen bricht Streit unter ihnen aus, wird aber jederzeit bald wieder unterdrückt. Sowohl die Waffen und die Kanots, als auch verschiedene andere Arbeiten beweisen, daß die Feuerländer nicht ungeschickt sind. Wed- dell insbesondere rühmt ihre Halsbänder und Körbe. Erstere waren sehr geschickt aus kleinen, kegelförmigen, mit dem schönsten Email (Schmelz) überzogenen Muscheln gemacht. Bei der Öffnung waren sie durchbohrt und so eine neben der andern an eine aus Därmen gemachte Schnur gereihet, welche, obschon nicht stärker als eine dünne Peitschenschnur, dennoch aus 5 Riemen zusammengeflochten war, und zwar so nett und kunstreich, daß man nicht begreifen konnte, wie sich dergleichen mit der Hand habe machen lassen. Die Körbe waren aus starkem Grase und ebenfalls sehr geschickt geflochten; zwischen die der Länge nach gehenden Halme waren die Blätter der Quere nach ein- gewebt, oben hatten sie einen Griff. Die Sprache der Feuerländer ist schwer und kommt ausschließlich aus der Kehle, so daß ein und dasselbe Wort, von verschiedenen In- dividuen ausgesprochen, niemals ganz gleich klingt. Cordova und sei- nen Spaniern gelang es nicht, irgend etwas aus ihrem Munde zu verstehen oder nur ihre Laute nachzusprechen, dagegen sie alles, was sie die Spanier sprechen hörten, mit Leichtigkeit wiederholten. Ein Lieblingswort, sagt Cordova, was sie beständig im Munde führten, war Pescheri, welches die Spanier sich für gleichbedeutend mit „Freund" verdolmetschten. Die Worte, welche die Britten King und Stokes während ihres Aufenthalts bei den Feuerländern am häufig- sten von ihnen hörten, waren Schern und Petit. „Schiff oder Fahrzeug und Kind." Sonderbar genug sprachen sie das letzte Wort genau so aus, wie dies im Französischen geschieht. Übrigens besitzen
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TM Hauptwörter (200)200

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